NEC/Hudson Soft versus Sega

Die PC Engine besitzt einen 8-Bit-Hauptprozessor mit einem 16-Bit-Grafikprozessor, sodass sie zur vierten Konsolen-Generation gezählt werden kann. Sie konkurrierte mit den 8-Bit-Maschinen NES und Master System sowie den 16-Bit-Vertretern SNES und Mega Drive.

In den USA erschien die Konsole unter dem Namen TurboGrafx-16 Entertainment SuperSystem, kurz TurboGrafx. Als sie im August 1989 (nahezu zeitgleich mit dem Mega Drive) den US-amerikanischen Markt betrat, war die PC Engine in Japan bereits zwei Jahre erhältlich. NEC und Hudson Soft konnten sich einer sehr breiten Software-Palette bedienen, um das TurboGrafx im Westen direkt mit passenden Titeln zu offerieren. Diesen Vorteil nutzten die beiden Unternehmen jedoch nicht.

Der bescheidene Erfolg in den USA ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Ein Großteil der PC Engine-Titel war primär auf den Geschmack japanischer Spieler ausgerichtet. Das Videospiele-Portal „usgamer.net“ beschreibt treffend das Problem, mit dem die PC Engine in den USA zu kämpfen hatte: „American gamers tend to gravitate more toward realism, character-driven action, and sports: Areas that PC Engine developers had been slow to build in.“ Ein Vergleich der Spielangebote für PC Engine und Mega Drive macht dies deutlich. Sega verstand es, die Software für das Mega Drive auf die Vorlieben US-amerikanischer Spieler abzustimmen. Dank rasanter und mit Action durchzogener Titel wie Streets of RageSonic the Hedgehog und Out Run konnte Sega US-amerikanische Spieler schnell überzeugen. Dazu kamen Spiele wie Madden oder Tommy Lasorda Baseball, die explizit auf die sportlichen Vorlieben US-amerikanischer Konsumenten ausgerichtet waren. Im Gegensatz dazu wirkten PC Engine-Titel wie Toilet KidsWonder Momo und selbst eine Jump'n'Run-Reihe wie Bonk auf US-Amerikaner eigenartig. Ironischerweise fanden gerade solche  PC Engine-Spiele nie den Weg in den Westen, die beste Aussichten auf Erfolg gehabt hätten. Etwa Rondo of Blood, ein Spin-off der auch in den USA beliebten Castlevania-Reihe von Konami. Auch Image Fight, ein futuristisch angehauchtes Shoot'em-Up von Irem, blieb US-amerikanischen PC Engine-Spielern verwehrt.

Dabei ist es nicht so, dass NEC und Hudson Soft überhaupt keine Lokalisierungsmaßnahmen vorgenommen hätten, um die PC Engine an US-amerikanische Präferenzen zu adaptieren. Die japanische Originalversion der PC Engine ist eine der kleinsten Konsolen überhaupt. Sie ist gut 14 Zentimeter lang und breit, die Höhe beträgt knapp vier Zentimeter. Als kleiner quadratischer Kasten ist die Konsole nur unwesentlich größer als ihr zugehöriges Gamepad. Das in den USA verkaufte Gerät ist technisch identisch, nur gut doppelt so groß. Es wirkt daher sehr wuchtig und ist darüber hinaus in einem „grimmigen“ Schwarz gehalten (im Vergleich zum eher biederen Weißgrau der japanischen Version).

Im Duell Mega Drive versus TurboGrafx ging Sega als Sieger hervor. Technisch unterscheiden sich die beiden Systeme voneinander kaum. Beide bauen auf einen etwa sieben Megahertz schnellen Hauptprozessor und greifen auf 64 kiB Videospeicher zurück. Die größten Divergenzen ergeben sich beim Medium und der Farbdarstellung. Während die TurboGrafx-Module maximal 20 Mbit fassen, weisen Mega Drive-Module ein Fassungsvermögen von bis zu 32 Mbit auf. TurboGrafx und Mega Drive stehen 512 Farben zur Verfügung, das Mega Drive kann 61 Farben gleichzeitig darstellen, das TurboGrafx dagegen satte 482. Außerdem ermöglichte das TurboGrafx eine für die damalige Zeit sehr hohe Auflösung von bis zu 565 x 242 Pixel. De facto unterstützen diese aber nur wenige Spiele, ein Großteil begnügt sich mit der Standard-Auflösung von 256 x 239.

Ungeachtet dessen, dass das TurboGrafx die Beliebtheit des Mega Drive in den USA nie wirklich gefährden konnte, ähnelten sich die Vorgehensweisen von Sega und NEC/Hudson Soft. Wie auch Sega bewahrten NEC und Hudson Soft ihre Konsole mit nachträglichen Hardware-Updates davor, technisch rasch den Anschluss zu verlieren. Tatsächlich war das TurboGrafx die erste Videospielkonsole, die mit einem CD-ROM-Laufwerk versehen werden konnte.